Evolution der Vögel
Die Evolution der Vögel begann wahrscheinlich vor rund 150 Millionen Jahren. Wie alle Organismen haben sich auch die Vögel nach einhelliger Meinung aus einer gemeinsamen Stammform entwickelt. Die ersten komplexen Stämme an wirbellosen Tieren und die ersten Chordatiere (Chordata) entwickelten sich bereits imKambrium. Wann genau die Entwicklung der ersten Vögel einsetzte, ist nicht zweifelsfrei bewiesen, da bisher nur wenige Fossilien von Urvögeln gefunden wurden. Anhand von Fossilien ist das Zeitalter des Mesozoikum, genauer gesagt die Periode des mittleren Jura (Dogger) bewiesen. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Fossilien aus der Gattung Archaeopteryx aus der Familie der Urvögel (Archaeopterygidae). Innerhalb der Gattung Archaeopteryx sind die ältesten Fossilien der ArtArchaeopteryx lithographica zuzuordnen. Im Jahr 1861 wurde das erste Exemplar des Archaeopteryx lithographica gefunden. Das Exemplar stammt von der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen. Der Schädel war damals noch nicht bekannt. Das Skelett erlangte eine besondere Bedeutung, da es als fossile Übergangsform Charles Darwins Evolutionstheorie unterstützte, die nur zwei Jahre zuvor veröffentlicht wurde. Das erste Stück eines Urvogels wird als Londoner Exemplar bezeichnet. Das Original befindet sich im Natural History Museum in London. Im Jahr zuvor lieferte eine versteinerte Feder, die in den Solnhofener Schichten gefunden wurde, den Nachweis eines fossilen Vogels aus der Jura-Zeit. Der Fund war damals eine Sensation. Die fossile Feder wurde 1861 von einem ehemaligen Direktor der Senkenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Hermann von Meyer, beschrieben. Weitere Informationen sind dem Hauptartikel über den Archaeopteryx lithographica zu entnehmen. Archaeopteryx lithographica war halb Vogel und halb Reptil. Aufgrund dieser Tatsache ist die phylogenetische Stellung der Urvögel noch unklar.
Anders als bei den rezenten Vögeln hatte Archaeopteryx lithographica Zähne im Ober- und Unterkiefer, drei Finger an jedem Flügel, ein flaches Sternum (Brustbein), Bauchrippen (Gastralia) und einen langen, knöchernen Schwanz. Wie die Modernen Vögel hatte auch Archaeopteryx lithographica Federn. Bis heute ist unklar, ob die Federn der Regulierung seiner Körpertemperatur, der Wärmeisolierung oder dem Flug dienten. Falls die Federn der Wärmeisolierung dienten, kann man ihn zu den Endothermen Tieren zählen. Endotherme Tiere wie beispielsweise Säugetiere und Vögel weisen eine relativ hohe Körpertemperatur auf.
Der Ursprung des Fluges und die tatsächlichen Flugfähigkeiten von Archaeopteryx lithographica sind bis heute umstritten. Es wird vermutet, dass er in den Bäumen lebte und nach unten gleiten konnte oder sich auf dem Boden aufhielt und um nach oben auf die Bäume zu gelangen, lange Sprünge vollbrachte.Archaeopteryx lithographica hatte jedoch gegenüber den heute lebenden Vögeln ein verhältnismässig flaches Sternum und war somit kein guter Flieger, eher ein träger Flieger oder Gleiter. Vermutlich lief, sprang, glitt und flatterte er nur. Obgleich Archaeopteryx lithographica mit Federn ausgestattet war, ähnelte er doch eher einem Dinosaurier. Archaeopteryx lithographica hatte etwa die Größe einer Krähe. Die Spannweite der Flügel betrug etwa 45 Zentimeter. Das Körpergewicht lag vermutlich zwischen 300 und 500 Gramm.
Nach dem Archaeopteryx klafft in Richtung der modernen Vögel eine große Lücke. Fossile Funde sind Mangelware. Die zerbrechlichen Skelette haben die Jahrmillionen nicht überstanden. Neben dem Archaeopteryx hat man bis heute Fossilien von rund 900 prähistorischen Arten gefunden. Dies stellt freilich nur einen sehr kleinen Teil ausgestorbener und rezenter Vogelarten dar. Rund 35 Arten stammen dabei aus der Periode der Kreide. Zeitlich liegen zwischen Archaeopteryxund der ältesten aus der unteren Kreide (vor etwa 115 Miollionen Jahren) stammenden Art, dem Gallornis, etwa 25 Millionen Jahre. Eine Ähnlichkeit ist zwischen den beiden Arten jedoch nur bedingt festzustellen. Fossile Funde des Gallornis stammen unter anderem aus Frankreich. Aus etwa der gleichen Zeit stammtEnaliornis, er weist ein Alter von etwa 100 Millionen Jahren auf. Enaliornis gilt als Vorfahre der heutigen Seetaucher (Gaviidae).

Ursprung in der Oberkreide: Eistaucher (Gavia immer)
Aus der Oberkreide, also vor 60 bis 100 Millionen Jahren, stammt Baptornis, der Ähnlichkeiten zu den Lappentauchern (Podicipedidae) aufzeigt. Ebenfalls aus der Oberkreide stammenHesperornis, Ichtyornis, Gobipteryx, Plegadornis, Corniornis und Neogaeornis. Bei diesen Gattungen liegt die Verwandtschaft mit rezenten Arten weitestgehend im Dunkeln.
Die erste Blütezeit der Vögel ergab sich vor etwa 60 Millionen Jahren in der Periode des Tertiärs. Es entwickelten sich eine Vielzahl an Land- und Wasservögeln. Ausnahmslos alle zu dieser Zeit existierenden Gattungen starben jedoch im Laufe der Zeit aus. Die ersten heute noch rezenten Arten traten nach einhelliger Meinung im späten Tertiär auf. Vor rund 40 Millionen Jahren waren im späten Eozän alle heutigen Vogelgruppen im wesentlichen entwickelt. Zu den ältesten Gattungen aus dieser Zeit gehören die heute noch lebenden Gattungen der Kasuare (Casuariidae), Steißhühner (Tinamidae) und Papageien (Psittaciformes). Die ersten Wasservögel und ähnlich spezialisierte Vogelgruppen tauchten im Miozän vor 5 bis 25 Millionen Jahren auf. Viele Vogelarten sind bereits vor Jahrmillionen Jahren ausgestorben. Dazu gehören vor allem die großen und flugunfähigen Vertreter wie Gastrornithidaeoder Diatrymidae. Beide Familien wiesen Riesenvögel wie etwa die heutigen Strauße (Struthio) auf.
Die größte Artenexplosion wurde im Eozän verzeichnet, einer Periode, die sich von 34 bis 56 Millionen Jahre erstreckte. Zu dieser Zeit entwickelten sich viele Vogelarten, die alle Erdteile und alle Lebensräume besiedelten. Die größte Vielfalt an Arten und somit der Zenit der Klasse der Vögel wurde inPleistozän erreicht. Man schätzt die Anzahl der Arten im Pleistozän auf etwa 10.600 Arten. Während der Eiszeit, die im Pleistozän begann, starben jedoch viele Arten sowie auch höhere Taxa aus.
Ursprung der Vögel

Der Urvogel Archaeopteryx
Bis heute ist nicht restlos und zweifelsfrei geklärt von welcher Linie in der Evolution die Vögel abstammen. Viele Forscher gehen davon aus, dass sich Vögel im frühen Trias wahrscheinlich aus den Archosauria abgespaltet haben. Andere glauben, dass die Abspaltung deutlich später, wahrscheinlich in der frühen Kreide begann. Hier könnten sich die Vögel aus den Coelurosauria abgespalten haben. Die ersten eindeutigen Funde aus der GattungArchaeopteryx können aufgrund fehlender zeitlicher Nähe keine von beide Theorien präferieren. Fest steht nur, dass Vögel von den Reptilien abstammen. Es ist auch nicht klar, ob sich Vögel polyphyletisch oder monophyletisch, also aus einer Grundform oder aus mehreren Grundformen entwickelt haben. Auch steht nicht zweifelsfrei fest wie der reptilienähnliche Urahn der Vögel aussah. Dem Archaeopteryx glich der Urvogel mit Sicherheit nicht, daArchaeopteryx bereits fliegen konnte.
Aber wie hat sich das Fliegen entwickelt? Letztlich kann man sagen, dass sich die ersten Vertreter aus Lebensformen entwickelt haben, die auf allen Vieren auf dem Boden liefen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Fortbewegung auf zwei Beinen. Nicht lange danach begannen die ersten Urahnen Bäume zu erklimmen und passten ihre Lebensweise diesem Leben immer weiter an. Erste Sprünge von Baum zu Baum folgten. Aus diesen ersten Sprüngen dürften sich im Laufe von Jahrmillionen fallschirm- und gleitartige Flüge entwickelt haben. Von da aus war es zu einem aktiven Flug nicht mehr weit.

Ausgerottet: die Wandertaube(Ectopistes migratorius)
Artensterben prähistorisch und neuzeitlich
Zu allen Zeiten starben Tiere aus. Im Laufe der Evolution passten sich Arten diversen Umweltfaktoren an. Arten, die dazu nicht in der Lage waren, starben aus. Man schätzt die Gesamtzahl der Arten der Vögel auf etwa 1,6 Millionen. Davon sind 9.800 Arten rezent. Prähistorisch waren fast ausschließlich Umweltfaktoren die Gründe für das Artensterben. Man nennt dieses auch phylogenetisches Artensterben. Hierbei wird in der Regel in der Evolution eine Art durch eine andere Art ersetzt. Eine weitere Form des Artensterbens ist das terminale Aussterben. Hierbei verschwindet eine Art vollständig und wird nicht durch eine andere Art ersetzt. Ein phylogenetisches und auch terminales Artensterben ist in der Evolution durchaus die Regel. Man kann dies mit der natürlichen Auslese erklären. Nicht normal ist die Aussterberate seit dem Pleistozän, die sich kontinuierlich erhöht. Dramatisch hat sich diese Entwicklung seit etwa 1600 entwickelt. Vor allem in der Neuzeit wurden viele Arten durch den Menschen bewusst oder unbewusst ausgerottet. In den letzten 400 Jahren hat der Mensch rund 76 bis 100 Arten ausgerottet. Der Artenschwund wurde entweder durch direkte Faktoren wie die Bejagung ausgelöst oder indirekt beispielsweise durch die Zerstörung von Habitaten. Zwischen 1600 und 1900 starben insbesondere folgende Arten aus: Madagaskarstrauße, Moas (Dinornithidae), Labradorente (Camptorhynchus labradorius), Riesenalk (Pinguinus impennis), Dronte (Raphus cucullatus), Dreifarbenara (Ara tricolor), Rabenstar, Hopfstar, Kioea (Chaetoptila angustipluma) und viele andere Arten. In den letzten 100 Jahren, also im 20. Jahrhundert hat man unter anderem die Arten Schopfkasarka (Tadorna cristata), Aucklandsäger(Mergus australis), Wake-Ralle (Gallirallus wakensis), Pelzralle (Gallirallus lafresnayanus), Wandertaube (Ectopistes migratorius), Paradiessittich (Psephotus pulcherrimus), Weißwangenkauz (Sceloglaux albifacies), Rotaugendrossel (Turdus ravidus), Prachtmoho (Moho nobilis) und Rußmamo (Drepanis funerea) ausgerottet. Zu den ausgestorbenen Arten zählen vor allem flugunfähige Vögel. Überwiegend handelt es sich dabei um endemische Inselpopulationen
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